Donnerstag, August 09, 2007

zweitens-literatur am donnerstag

die interessanten artikel
1. In der NZZ schreibt Georg Klein über die "Neuromancer"-Trilogie von William Gibson (sagte mir ehrlich gesagt gar nix - aber der Text ist schön!)
2. In der taz passiert das längst Überfällige: Dirk Knipphals verreißt Martin Mosebach. "Martin Mosebach wird hoch gehandelt. Dabei kann man langweiliger kaum schreiben", lautet bereits die Unterzeile. Und es wird noch besser...
3. Auf der Website von Alexander Kluge finden sich acht Texte von Helmut Heißenbüttel über Kluge - sind eigentlich alle zu empfehlen, mir gefällt "Der Text ist die Wahrheit" besonders gut.

der schöne text
ist heute das Gedicht "Seherin" von Theres Lehn, die nicht nur Mitglied des Münchner "write clubs" ist, sondern gestern auch den diesjährigen Leonhard- und Ida-Wolf-Gedächtnispreis zugesprochen bekam für ihre Lyrikprojekt "Übergänge".

der erste satz
Wie tritt man einen Weg in unberührten Schnee?
Aus: Warlam Schalamows "Durch den Schnee. Erzählungen aus Kolyma I" (Matthes & Seitz Verlag). Schalamow (1907-1982) verbrachte insgesamt 17 Jahre in der sibirischen Kolyma-Region, vor allem in den sog. "Arbeits- und Besserungslagern" der sowjetischen Gulag. Sechs Zyklen Erzählungen hat er darüber geschrieben, die der Matthes & Seitz Verlag im Rahmen einer Gesamtausgabe nun veröffentlicht, "Durch den Schnee" ist der erste Band davon, und "Erzählungen" ist vielleicht das falsche Wort, vielmehr handelt es sich um lakonische Anekdoten aus dem Lageralltag - Schalamow wehrte sich gegen die Ästhetisierung, sah sich eher als Dokumentar. Allerdings ist diese Prosa gerade sprachlich sehr beeindruckend. Zur weiteren Info sei der wikipedia-Eintrag über Schalamow empfohlen sowie die Matthes & Seitz-Sondersite warlamschalamow.de.

der hörtipp
ist heute der Deutschlandradio-Büchermarkt von gestern, der sich ganz dem Krimi gewidmet hat: Andreas Ammer begutachtet ein paar Neuerscheinungen, lobt das neue Werk von Boris Strugatzki und versucht, sich gegen Schund zur Wehr zu setzen.

Dienstag, August 07, 2007

über den bücher-content der netzeitung...

...habe ich hier in der Zweitens-Magazin-Zentrale etwas geschrieben. Für wen´s interessiert...

Freitag, August 03, 2007

fragwürdige zweitens-literatur am freitag abend

der interessante artikel
Das Zeit-Magazin fragt "Wo ist Böll?"

der hörtipp
Jakob Schiefer fragt "Lesen oder Spielen?"

Donnerstag, August 02, 2007

zweitens-literatur am donnerstag

die interessanten artikel
1. Die Neue Zürcher Zeitung bespricht Alice Schwarzers "Die Antwort": "Weder verfällt sie in die Munterkeitspose, noch inszeniert sie grosse Empörung. Stattdessen verlässt sie sich auf den souveränen Charme der Ironie – und deshalb liest sich ihr Buch besser als manche Kampfschrift ihrer jüngeren Kolleginnen."
2. Die "Kritische Ausgabe" führt ein langes Gespräch mit Helmut Krausser (pdf): "Ich recherchiere ungern, ich bin ein fauler Mensch. Für Melodien habe ich recherchiert, aber nicht viel. Ich erfinde lieber."
3. Die "NY Times" (Sunday Book Review) macht sich Gedanken über "Translating Zbigniew Herbert": "It’s easy to say which nation has the fastest trains (France) or the largest number of prime ministers who’ve probably been eaten by sharks (Australia), but it’s impossible to know which country has the best writers, let alone the best poets."

der schöne text
sind heute mehrere, weil ich mich gar nicht entscheiden kann: Auf der Webseite der Fiktionäre Herbst & Deters, bietet Alban Nikolai Herbst einige seiner schönen Texte zum Download an (Übersicht), auf die Schnelle und für den Anfang seien empfohlen: der erste "Ausfall" des "Arndt"-Komplexes (pdf) und das Gedicht "Alexanderplatz Berlin, Juni 2007" (pdf).

der erste satz
Du kennst dich aus, abgeschirmt, mit geschlossenen Augen, im Dunkeln.
Aus: Verena Stefan: "Fremdschläfer" - von Verena Stefan hat man lange nichts gehört, vor über 30 Jahren betrat sie mit festem Schritt das literarische wie literaturwissenschaftliche Parkett mit ihrem Erstling "Häutungen", der mittlerweile längst zum Klassiker der feministischen Literatur und der Gender Studies avanciert ist. "Fremdschläfer" ist noch besser: Wieder sind der Körper und die Sprache die Koordinaten ihres Werks, doch diesmal geht es um Fremdsein, um Krankheit, Liebe & Leben. Klingt pathetischer als es ist, denn Stefan hat einen besonders guten Blick für die Nebensachen, die das große Ganze ausmachen. Ach ja: Hier beim Ammann Verlag erfährt man noch ein wenig mehr darüber, auch im D-Radio-Büchermarkt wurde bereits über "Fremdschläfer" gesprochen (mp3).

der hörtipp
"Ich lese überhaupt nicht viele literarische Bücher" - kurz aber ziemlich dezidiert: Gottfried Benn spricht "über die neue literarische Saison" (mp3).

Mittwoch, August 01, 2007

lyrik-boom! oder doch nicht?

Bereits vor ein paar Tagen sprach der Deutschlandradio- und ARD-druckfrisch-Kritiker Denis Scheck - den ich by the way für einen der besten Kritiker dieses Landes halte - nicht nur, weil er in seinen Kommentaren der Top Ten dumme Bücher mit den richtigen Worten bedenkt und sie in die Tonne stopft, sondern auch, weil er Unterhaltungsliteratur auch als solche anerkennt und nicht unnötig elitär daran herummäkelt - Denis Scheck sprach (mp3) also mit dem Literaturkritiker Marius Meller vom Tagesspiegel und der Lyrikerin, Kritikerin und vor allem Kookbooks-Verlegerin Daniela Seel über die jetzt schon legendäre Ausgabe No. 17 der Literaturzeitschrift "bella triste". Da fiel dann der Satz, den ich so oder so ähnlich schon bei meinem Literaturkritiker-Seminar an der Bundesakademie in Wolfenbüttel gehört habe, und der da sinngemäß lautet: Die junge Lyrikszene boomt nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ - jedoch fehlt es der jungen, nachwachsenden Kritikergeneration an Kenntnissen und Fähigkeiten zur Besprechung und Vermittlung dieser Werke. Erwischt! kann ich da nur sagen - deshalb hole ich momentan auch das nach, was ich eigentlich an der Uni hätte lernen und mir merken sollen.
Wen es interessiert: Gut fand ich dafür bislang Dieter Burdorfs "Einführung in die Gedichtanalyse" (unkonventionell, zeitgemäß & gut zu lesen); als Sammelband habe ich mir außerdem zugelegt "Das deutsche Gedicht" vom Großgermanisten Wulf Segebrecht (im Grunde schenken sich all diese Anthologien nicht viel, allerdings stimmt bei Segebrecht das Preis-Leistungs-Verhältnis: knapp 20 Euro für knapp 700 gebundene Seiten); empfehlenswert für den Überbau ist die "Geschichte der deutschen Lyrik vom Mittelalter bis zur Gegenwart" von Hinderer/Meid/Müller sowie die "Geschichte der deutschen Lyrik von Goethe bis zur Gegenwart - Ein Grundriss in Interpretationen" von Gerhard Kaiser, den ich sehr schätze wegen seines exzellenten, schlauen, wunderbar lesbaren Stils. Um einen Überblick über das aktuelle Geschehen zu bekommen, habe ich mir nicht nur die "bella triste" No. 17 zugelegt, sondern auch die wunderbare Anthologie "Lyrik von Jetzt!", die Jan Wagner und Björn Kuhligk herausgegeben haben, die im DuMont-Verlag erschienen ist und für sagenhafte 4,95 Euro zu erwerben ist - ein kleines, aber dickes & inhaltspralles Buch, das auf jeden Fall lohnt.
Man anerkenne also bitte: Ich habe den Vorwurf ernst genommen, kümmere mich drum und werde sehen, dass ich in Zukunft hier etwas mehr über Lyrik erzähle - auch weil´s mich selber brennend interessiert und jedes Gedicht tatsächlich wieder neu und schön und anders ist. Neben einzelnen Besprechungen & Empfehlungen, werde ich versuchen, Lyrik-Verlage vor- und Online-Dossiers zu einzelnen Autoren zusammenzustellen. Und nu: Danke für die Aufmerksamkeit!