Montag, Dezember 31, 2007
Licht aus:
Ab heute ist hier endgültig Schluss - ab morgen geht es nämlich hier weiter, das heißt: zweitens-literatur ist coming home to Mama zweitens-magazin.de, wo es ja eigentlich schon immer hingehörte. Überhaupt ist zweitens-magazin.de ab morgen extrem zu empfehlen, da total relauncht und also wunderschön mit vielen neuen & wunderbaren Funktionen.
Dienstag, November 06, 2007
zweitens-literatur am dienstag
die interessanten artikel
1. Die FAZ übersetzt und druckt ein Gespräch mit dem Autor Jonathan Littell, der in Frankreich für Furore sorgte nicht nur wegen seines Buches "Les Bienveillantes", sondern auch, weil er den ihm dafür zugesprochenen Prix Goncourt nicht annahm: "Ich glaube nicht, dass Preise etwas mit Literatur zu tun haben. Sie haben mit Marketing zu tun, nicht mit Literatur. Mir gefällt das nicht." sagt er, das Interview ist schön FAZ-gemäß mit "Die Nazis hatten Kultur" überschrieben.
2. Sieglinde Geisel wandert für die NZZ mit dem "Vrenelis Gärten"-Autor Tim Krohn in den Glarner Alpen herum: "Bei den Seelenen".
3. Wieland Freund hat für die Welt die "Vom Winde verweht"-Fortsetzung "Rhett" gelesen: "Rhett Butler rettet den Süden".
der schöne text
sind heute mehrere, und ob sie schön & gut sind, möge jeder bitte selbst entscheiden: Die Gewinner des 15. Berliner Open-Mike-Wettbewerbs sind also Johann Trupp mit seinem Text "Parallelgestalten" (pdf), Tina Ilse Gintrowski mit ihrem Text "Planet Pony" (pdf) und Judith Zander (Gedichte, pdf).
der erste satz
Die Nacht des zwölften zum dreizehnten Oktober schwieg in den deutschen Wäldern; ein müder Wind schlich über die Äcker, schlurfte durch die finsteren Städte des Jahres vier nach Hitler, kroch im Morgengrauen ostwärts über die Elbe, stieg über die Erzgebirgskämme, zupfte an den Transparenten, die schlaff in den Ruinen Magdeburgs hingen, ging behutsam durch die Buchenwälder des Ettersberges hinab zum Standbild der beiden großen Denker und den Häusern der noch größeren Vergesser, kräuselte den Staub der Braunkohlegruben, legte sich einen Augenblick in das riesige Fahnentuch vor der Berliner Universität Unter den Linden, rieselte über die märkischen Sandebenen und verlor sich schließlich in den Niederungen östlich der Oder.
Aus Werner Bräunig: "Rummelplatz". In der DDR war dieser Roman von einer Publikation ausgeschlossen, nachdem Werner Bräunig 1956 aus dem ersten Kapitel gelesen hatte. Was den Autor derart traf, dass "Rummelplatz" nie fertig wurde (die vorhandenen 620 Seiten sind nur der erste Band) und Bräunig sich mehr oder weniger zu Tode soff. Zum Glück hat der Aufbauverlag dieses ganz außergewöhnliche Ding nun wieder aus der Versenkung geholt: "Rummeplatz" ist ein Nachkriegs-Panorama, ein tatsächlich recht ungeschminktes Bild der Trümmer- und Aufbaujahre sowie des sozialen Klimas in Ost und West; und auch sprachlich ist es etwas ganz Besonderes: noch am Expressionismus der Vorkriegsjahre hängend, schraubt sich Bräunig gerne in die Köpfe seiner zahlreichen Protagonisten hinein - das sind Menschen, die man da zu lesen bekommt.
Hier wiki über Bräunig und über das Buch (mit Links zu Besprechungen), und hier Perlentauchers Rezensionszusammenfassungen von "Rummelplatz".
der hörtipp
Im Juli dieses Jahres starb der Schauspieler und Sprecher Claus Boysen (Boysens Website), aus diesem Anlass gibt es bei vorleser.net eine Auswahl seiner Lektüren zu hören, darunter ein paar Ringelnatz-Gedichte wie "Frühe Gedichte" und "Turngedichte", vor allem aber, wie Claus Boysen Rilke liest (Achtung: große ZIP-Datei, lohnt sich aber!).
1. Die FAZ übersetzt und druckt ein Gespräch mit dem Autor Jonathan Littell, der in Frankreich für Furore sorgte nicht nur wegen seines Buches "Les Bienveillantes", sondern auch, weil er den ihm dafür zugesprochenen Prix Goncourt nicht annahm: "Ich glaube nicht, dass Preise etwas mit Literatur zu tun haben. Sie haben mit Marketing zu tun, nicht mit Literatur. Mir gefällt das nicht." sagt er, das Interview ist schön FAZ-gemäß mit "Die Nazis hatten Kultur" überschrieben.
2. Sieglinde Geisel wandert für die NZZ mit dem "Vrenelis Gärten"-Autor Tim Krohn in den Glarner Alpen herum: "Bei den Seelenen".
3. Wieland Freund hat für die Welt die "Vom Winde verweht"-Fortsetzung "Rhett" gelesen: "Rhett Butler rettet den Süden".
der schöne text
sind heute mehrere, und ob sie schön & gut sind, möge jeder bitte selbst entscheiden: Die Gewinner des 15. Berliner Open-Mike-Wettbewerbs sind also Johann Trupp mit seinem Text "Parallelgestalten" (pdf), Tina Ilse Gintrowski mit ihrem Text "Planet Pony" (pdf) und Judith Zander (Gedichte, pdf).
der erste satz
Die Nacht des zwölften zum dreizehnten Oktober schwieg in den deutschen Wäldern; ein müder Wind schlich über die Äcker, schlurfte durch die finsteren Städte des Jahres vier nach Hitler, kroch im Morgengrauen ostwärts über die Elbe, stieg über die Erzgebirgskämme, zupfte an den Transparenten, die schlaff in den Ruinen Magdeburgs hingen, ging behutsam durch die Buchenwälder des Ettersberges hinab zum Standbild der beiden großen Denker und den Häusern der noch größeren Vergesser, kräuselte den Staub der Braunkohlegruben, legte sich einen Augenblick in das riesige Fahnentuch vor der Berliner Universität Unter den Linden, rieselte über die märkischen Sandebenen und verlor sich schließlich in den Niederungen östlich der Oder.
Aus Werner Bräunig: "Rummelplatz". In der DDR war dieser Roman von einer Publikation ausgeschlossen, nachdem Werner Bräunig 1956 aus dem ersten Kapitel gelesen hatte. Was den Autor derart traf, dass "Rummelplatz" nie fertig wurde (die vorhandenen 620 Seiten sind nur der erste Band) und Bräunig sich mehr oder weniger zu Tode soff. Zum Glück hat der Aufbauverlag dieses ganz außergewöhnliche Ding nun wieder aus der Versenkung geholt: "Rummeplatz" ist ein Nachkriegs-Panorama, ein tatsächlich recht ungeschminktes Bild der Trümmer- und Aufbaujahre sowie des sozialen Klimas in Ost und West; und auch sprachlich ist es etwas ganz Besonderes: noch am Expressionismus der Vorkriegsjahre hängend, schraubt sich Bräunig gerne in die Köpfe seiner zahlreichen Protagonisten hinein - das sind Menschen, die man da zu lesen bekommt.
Hier wiki über Bräunig und über das Buch (mit Links zu Besprechungen), und hier Perlentauchers Rezensionszusammenfassungen von "Rummelplatz".
der hörtipp
Im Juli dieses Jahres starb der Schauspieler und Sprecher Claus Boysen (Boysens Website), aus diesem Anlass gibt es bei vorleser.net eine Auswahl seiner Lektüren zu hören, darunter ein paar Ringelnatz-Gedichte wie "Frühe Gedichte" und "Turngedichte", vor allem aber, wie Claus Boysen Rilke liest (Achtung: große ZIP-Datei, lohnt sich aber!).
Donnerstag, November 01, 2007
rilauntsch
Relaunch ist immer, wie ein halbwegs berühmter Zeitgenosse mal gesagt haben soll, deswegen habe ich - wem ist´s aufgefallen? - das Design mal wieder geändert. Ich bin eigentlich recht froh, denn so muss ich meinen Drang nach Veränderung nicht immer mittels Zimmerumräumen ausleben. Allerdings hat das meine Linkliste ziemlich ausgedünnt, und nach Kriterien ordnen kann ich sie jetzt offenbar auch nicht mehr - Blogger kennt nur die alphabetische oder gar keine Ordnung. Meinen Frust darüber habe ich sofort durch ein deppertes neues Feature am Seitenende ausgelebt: Zweitens Literatur - jetzt mit wöchentlicher Umfrage! Ganz toll...
zurück aus der sommerpause: mal wieder ein newsletter
Der Sommer war sehr lang - ich weiß... Weil eben gleich auf den Urlaub die Buchmessenvorbereitung folgte und ich mich in diesem Jahr ausgerechnet als Schwartenkönigin beweisen wollte: Habe also Michael Köhlmeiers "Abendland" besprochen (ein schönes Epos!) und Quim Monzos "100 Geschichten" (ebenfalls sehr empfehlenswert: Kurz- und Kürzestgeschichten, makaber bis zynisch, und darin auch die Weltliteratur nicht verschonend, siehe unten!).
Aber jetzt: der Newsletter:
die interessanten artikel
1. Schon etwas älter, aber unfreiwillig aktuell: Der Text des Juristen Christian Eichner und des Literaturwissenschaftlers York-Gothart Mix zur Kunstfreiheit in Deutschland: "Ein Fehlurteil als Maßstab?" (pdf)
2. Ebenfalls von literaturkritik.de, doch diesmal wenigstens aus der aktuellen Ausgabe: Ein Auszug aus Thomas Meineckes Magisterarbeit über Karl Philipp Moritz´ "Anton Reiser". Meinecke hat bei Suhrkamp ja ein neues Buch, das seine FSK-Songtexte versammelt, heißt "Lob der Kybernetik" und ich freue mich jetzt noch daran, dass ich dabei war, als er in der Frankfurter Freitagsküche daraus gesungen hat.
3. Angela Schader vergleicht in der NZZ die Nine-Eleven-Romane von Don DeLillo, Jay McInerney und Ken Kalfus: "Aus dieser Asche kann kein Phönix steigen".
der schöne text
stammt heute - aus Anlass seines 68. Geburtstages - von Aras Ören, es ist ein Ausschnitt aus dem Roman "Frau Rühles Schatulle" und nennt sich "Verlorene Dinge". (Aras Örens Website ist überhaupt sehr zu empfehlen!)
der erste satz
Als der Käfer eines Morgens aus der Puppe schlüpfte, fand er sich in einen fetten Jungen verwandelt.
Aus: Quim Monzo: 100 Geschichten. Dieser Band versammelt alle bislang veröffentlichten Prosastücke des Katalanen Quim Monzó. Natürlich war das eine Buchmessenveröffentlichung der Frankfurter Verlagsanstalt, doch ist Monzó beleibe kein Quoten-Katalane: Die Erzählungen sind wunderbare Grotesken unserer Welt, es geht ums Scheitern und um die Umwege, die die Wirklichkeit so zu nehmen beliebt. Auf der Verlagsseite gibt´s noch mehr Infos zum Buch und zum Autor
der hörtipp
nimmt heute ebenfalls einen Geburtstag zum Anlass, allerdings einen, der schon ein paar Monate zurückliegt, dafür jedoch ein runder war: Am 19. April dieses Jahres wäre der Südtiroler Dichter Norbert Conrad Kaser (wiki) 60 Jahre alt geworden. Auf der lyrikline kann man ihm beim Lesen seiner Gedichte lauschen, etwa "der kannibale" oder "[die kreisel in meinem schädel]" oder "lied der einfallslosigkeit". (Überblick)
Außerdem hat auch der Haymon-Verlag, der sich schon lange um Kaser bemüht, einen Band herausgegeben, für den Raoul Schrott Briefe, Prosa und Gedichte ausgewählt hat: "N. C. Kaser elementar" heißt er.
Aber jetzt: der Newsletter:
die interessanten artikel
1. Schon etwas älter, aber unfreiwillig aktuell: Der Text des Juristen Christian Eichner und des Literaturwissenschaftlers York-Gothart Mix zur Kunstfreiheit in Deutschland: "Ein Fehlurteil als Maßstab?" (pdf)
2. Ebenfalls von literaturkritik.de, doch diesmal wenigstens aus der aktuellen Ausgabe: Ein Auszug aus Thomas Meineckes Magisterarbeit über Karl Philipp Moritz´ "Anton Reiser". Meinecke hat bei Suhrkamp ja ein neues Buch, das seine FSK-Songtexte versammelt, heißt "Lob der Kybernetik" und ich freue mich jetzt noch daran, dass ich dabei war, als er in der Frankfurter Freitagsküche daraus gesungen hat.
3. Angela Schader vergleicht in der NZZ die Nine-Eleven-Romane von Don DeLillo, Jay McInerney und Ken Kalfus: "Aus dieser Asche kann kein Phönix steigen".
der schöne text
stammt heute - aus Anlass seines 68. Geburtstages - von Aras Ören, es ist ein Ausschnitt aus dem Roman "Frau Rühles Schatulle" und nennt sich "Verlorene Dinge". (Aras Örens Website ist überhaupt sehr zu empfehlen!)
der erste satz
Als der Käfer eines Morgens aus der Puppe schlüpfte, fand er sich in einen fetten Jungen verwandelt.
Aus: Quim Monzo: 100 Geschichten. Dieser Band versammelt alle bislang veröffentlichten Prosastücke des Katalanen Quim Monzó. Natürlich war das eine Buchmessenveröffentlichung der Frankfurter Verlagsanstalt, doch ist Monzó beleibe kein Quoten-Katalane: Die Erzählungen sind wunderbare Grotesken unserer Welt, es geht ums Scheitern und um die Umwege, die die Wirklichkeit so zu nehmen beliebt. Auf der Verlagsseite gibt´s noch mehr Infos zum Buch und zum Autor
der hörtipp
nimmt heute ebenfalls einen Geburtstag zum Anlass, allerdings einen, der schon ein paar Monate zurückliegt, dafür jedoch ein runder war: Am 19. April dieses Jahres wäre der Südtiroler Dichter Norbert Conrad Kaser (wiki) 60 Jahre alt geworden. Auf der lyrikline kann man ihm beim Lesen seiner Gedichte lauschen, etwa "der kannibale" oder "[die kreisel in meinem schädel]" oder "lied der einfallslosigkeit". (Überblick)
Außerdem hat auch der Haymon-Verlag, der sich schon lange um Kaser bemüht, einen Band herausgegeben, für den Raoul Schrott Briefe, Prosa und Gedichte ausgewählt hat: "N. C. Kaser elementar" heißt er.
Donnerstag, August 09, 2007
zweitens-literatur am donnerstag
die interessanten artikel
1. In der NZZ schreibt Georg Klein über die "Neuromancer"-Trilogie von William Gibson (sagte mir ehrlich gesagt gar nix - aber der Text ist schön!)
2. In der taz passiert das längst Überfällige: Dirk Knipphals verreißt Martin Mosebach. "Martin Mosebach wird hoch gehandelt. Dabei kann man langweiliger kaum schreiben", lautet bereits die Unterzeile. Und es wird noch besser...
3. Auf der Website von Alexander Kluge finden sich acht Texte von Helmut Heißenbüttel über Kluge - sind eigentlich alle zu empfehlen, mir gefällt "Der Text ist die Wahrheit" besonders gut.
der schöne text
ist heute das Gedicht "Seherin" von Theres Lehn, die nicht nur Mitglied des Münchner "write clubs" ist, sondern gestern auch den diesjährigen Leonhard- und Ida-Wolf-Gedächtnispreis zugesprochen bekam für ihre Lyrikprojekt "Übergänge".
der erste satz
Wie tritt man einen Weg in unberührten Schnee?
Aus: Warlam Schalamows "Durch den Schnee. Erzählungen aus Kolyma I" (Matthes & Seitz Verlag). Schalamow (1907-1982) verbrachte insgesamt 17 Jahre in der sibirischen Kolyma-Region, vor allem in den sog. "Arbeits- und Besserungslagern" der sowjetischen Gulag. Sechs Zyklen Erzählungen hat er darüber geschrieben, die der Matthes & Seitz Verlag im Rahmen einer Gesamtausgabe nun veröffentlicht, "Durch den Schnee" ist der erste Band davon, und "Erzählungen" ist vielleicht das falsche Wort, vielmehr handelt es sich um lakonische Anekdoten aus dem Lageralltag - Schalamow wehrte sich gegen die Ästhetisierung, sah sich eher als Dokumentar. Allerdings ist diese Prosa gerade sprachlich sehr beeindruckend. Zur weiteren Info sei der wikipedia-Eintrag über Schalamow empfohlen sowie die Matthes & Seitz-Sondersite warlamschalamow.de.
der hörtipp
ist heute der Deutschlandradio-Büchermarkt von gestern, der sich ganz dem Krimi gewidmet hat: Andreas Ammer begutachtet ein paar Neuerscheinungen, lobt das neue Werk von Boris Strugatzki und versucht, sich gegen Schund zur Wehr zu setzen.
1. In der NZZ schreibt Georg Klein über die "Neuromancer"-Trilogie von William Gibson (sagte mir ehrlich gesagt gar nix - aber der Text ist schön!)
2. In der taz passiert das längst Überfällige: Dirk Knipphals verreißt Martin Mosebach. "Martin Mosebach wird hoch gehandelt. Dabei kann man langweiliger kaum schreiben", lautet bereits die Unterzeile. Und es wird noch besser...
3. Auf der Website von Alexander Kluge finden sich acht Texte von Helmut Heißenbüttel über Kluge - sind eigentlich alle zu empfehlen, mir gefällt "Der Text ist die Wahrheit" besonders gut.
der schöne text
ist heute das Gedicht "Seherin" von Theres Lehn, die nicht nur Mitglied des Münchner "write clubs" ist, sondern gestern auch den diesjährigen Leonhard- und Ida-Wolf-Gedächtnispreis zugesprochen bekam für ihre Lyrikprojekt "Übergänge".
der erste satz
Wie tritt man einen Weg in unberührten Schnee?
Aus: Warlam Schalamows "Durch den Schnee. Erzählungen aus Kolyma I" (Matthes & Seitz Verlag). Schalamow (1907-1982) verbrachte insgesamt 17 Jahre in der sibirischen Kolyma-Region, vor allem in den sog. "Arbeits- und Besserungslagern" der sowjetischen Gulag. Sechs Zyklen Erzählungen hat er darüber geschrieben, die der Matthes & Seitz Verlag im Rahmen einer Gesamtausgabe nun veröffentlicht, "Durch den Schnee" ist der erste Band davon, und "Erzählungen" ist vielleicht das falsche Wort, vielmehr handelt es sich um lakonische Anekdoten aus dem Lageralltag - Schalamow wehrte sich gegen die Ästhetisierung, sah sich eher als Dokumentar. Allerdings ist diese Prosa gerade sprachlich sehr beeindruckend. Zur weiteren Info sei der wikipedia-Eintrag über Schalamow empfohlen sowie die Matthes & Seitz-Sondersite warlamschalamow.de.
der hörtipp
ist heute der Deutschlandradio-Büchermarkt von gestern, der sich ganz dem Krimi gewidmet hat: Andreas Ammer begutachtet ein paar Neuerscheinungen, lobt das neue Werk von Boris Strugatzki und versucht, sich gegen Schund zur Wehr zu setzen.
Dienstag, August 07, 2007
über den bücher-content der netzeitung...
...habe ich hier in der Zweitens-Magazin-Zentrale etwas geschrieben. Für wen´s interessiert...
Freitag, August 03, 2007
fragwürdige zweitens-literatur am freitag abend
der interessante artikel
Das Zeit-Magazin fragt "Wo ist Böll?"
der hörtipp
Jakob Schiefer fragt "Lesen oder Spielen?"
Das Zeit-Magazin fragt "Wo ist Böll?"
der hörtipp
Jakob Schiefer fragt "Lesen oder Spielen?"
Donnerstag, August 02, 2007
zweitens-literatur am donnerstag
die interessanten artikel
1. Die Neue Zürcher Zeitung bespricht Alice Schwarzers "Die Antwort": "Weder verfällt sie in die Munterkeitspose, noch inszeniert sie grosse Empörung. Stattdessen verlässt sie sich auf den souveränen Charme der Ironie – und deshalb liest sich ihr Buch besser als manche Kampfschrift ihrer jüngeren Kolleginnen."
2. Die "Kritische Ausgabe" führt ein langes Gespräch mit Helmut Krausser (pdf): "Ich recherchiere ungern, ich bin ein fauler Mensch. Für Melodien habe ich recherchiert, aber nicht viel. Ich erfinde lieber."
3. Die "NY Times" (Sunday Book Review) macht sich Gedanken über "Translating Zbigniew Herbert": "It’s easy to say which nation has the fastest trains (France) or the largest number of prime ministers who’ve probably been eaten by sharks (Australia), but it’s impossible to know which country has the best writers, let alone the best poets."
der schöne text
sind heute mehrere, weil ich mich gar nicht entscheiden kann: Auf der Webseite der Fiktionäre Herbst & Deters, bietet Alban Nikolai Herbst einige seiner schönen Texte zum Download an (Übersicht), auf die Schnelle und für den Anfang seien empfohlen: der erste "Ausfall" des "Arndt"-Komplexes (pdf) und das Gedicht "Alexanderplatz Berlin, Juni 2007" (pdf).
der erste satz
Du kennst dich aus, abgeschirmt, mit geschlossenen Augen, im Dunkeln.
Aus: Verena Stefan: "Fremdschläfer" - von Verena Stefan hat man lange nichts gehört, vor über 30 Jahren betrat sie mit festem Schritt das literarische wie literaturwissenschaftliche Parkett mit ihrem Erstling "Häutungen", der mittlerweile längst zum Klassiker der feministischen Literatur und der Gender Studies avanciert ist. "Fremdschläfer" ist noch besser: Wieder sind der Körper und die Sprache die Koordinaten ihres Werks, doch diesmal geht es um Fremdsein, um Krankheit, Liebe & Leben. Klingt pathetischer als es ist, denn Stefan hat einen besonders guten Blick für die Nebensachen, die das große Ganze ausmachen. Ach ja: Hier beim Ammann Verlag erfährt man noch ein wenig mehr darüber, auch im D-Radio-Büchermarkt wurde bereits über "Fremdschläfer" gesprochen (mp3).
der hörtipp
"Ich lese überhaupt nicht viele literarische Bücher" - kurz aber ziemlich dezidiert: Gottfried Benn spricht "über die neue literarische Saison" (mp3).
1. Die Neue Zürcher Zeitung bespricht Alice Schwarzers "Die Antwort": "Weder verfällt sie in die Munterkeitspose, noch inszeniert sie grosse Empörung. Stattdessen verlässt sie sich auf den souveränen Charme der Ironie – und deshalb liest sich ihr Buch besser als manche Kampfschrift ihrer jüngeren Kolleginnen."
2. Die "Kritische Ausgabe" führt ein langes Gespräch mit Helmut Krausser (pdf): "Ich recherchiere ungern, ich bin ein fauler Mensch. Für Melodien habe ich recherchiert, aber nicht viel. Ich erfinde lieber."
3. Die "NY Times" (Sunday Book Review) macht sich Gedanken über "Translating Zbigniew Herbert": "It’s easy to say which nation has the fastest trains (France) or the largest number of prime ministers who’ve probably been eaten by sharks (Australia), but it’s impossible to know which country has the best writers, let alone the best poets."
der schöne text
sind heute mehrere, weil ich mich gar nicht entscheiden kann: Auf der Webseite der Fiktionäre Herbst & Deters, bietet Alban Nikolai Herbst einige seiner schönen Texte zum Download an (Übersicht), auf die Schnelle und für den Anfang seien empfohlen: der erste "Ausfall" des "Arndt"-Komplexes (pdf) und das Gedicht "Alexanderplatz Berlin, Juni 2007" (pdf).
der erste satz
Du kennst dich aus, abgeschirmt, mit geschlossenen Augen, im Dunkeln.
Aus: Verena Stefan: "Fremdschläfer" - von Verena Stefan hat man lange nichts gehört, vor über 30 Jahren betrat sie mit festem Schritt das literarische wie literaturwissenschaftliche Parkett mit ihrem Erstling "Häutungen", der mittlerweile längst zum Klassiker der feministischen Literatur und der Gender Studies avanciert ist. "Fremdschläfer" ist noch besser: Wieder sind der Körper und die Sprache die Koordinaten ihres Werks, doch diesmal geht es um Fremdsein, um Krankheit, Liebe & Leben. Klingt pathetischer als es ist, denn Stefan hat einen besonders guten Blick für die Nebensachen, die das große Ganze ausmachen. Ach ja: Hier beim Ammann Verlag erfährt man noch ein wenig mehr darüber, auch im D-Radio-Büchermarkt wurde bereits über "Fremdschläfer" gesprochen (mp3).
der hörtipp
"Ich lese überhaupt nicht viele literarische Bücher" - kurz aber ziemlich dezidiert: Gottfried Benn spricht "über die neue literarische Saison" (mp3).
Mittwoch, August 01, 2007
lyrik-boom! oder doch nicht?
Bereits vor ein paar Tagen sprach der Deutschlandradio- und ARD-druckfrisch-Kritiker Denis Scheck - den ich by the way für einen der besten Kritiker dieses Landes halte - nicht nur, weil er in seinen Kommentaren der Top Ten dumme Bücher mit den richtigen Worten bedenkt und sie in die Tonne stopft, sondern auch, weil er Unterhaltungsliteratur auch als solche anerkennt und nicht unnötig elitär daran herummäkelt - Denis Scheck sprach (mp3) also mit dem Literaturkritiker Marius Meller vom Tagesspiegel und der Lyrikerin, Kritikerin und vor allem Kookbooks-Verlegerin Daniela Seel über die jetzt schon legendäre Ausgabe No. 17 der Literaturzeitschrift "bella triste". Da fiel dann der Satz, den ich so oder so ähnlich schon bei meinem Literaturkritiker-Seminar an der Bundesakademie in Wolfenbüttel gehört habe, und der da sinngemäß lautet: Die junge Lyrikszene boomt nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ - jedoch fehlt es der jungen, nachwachsenden Kritikergeneration an Kenntnissen und Fähigkeiten zur Besprechung und Vermittlung dieser Werke. Erwischt! kann ich da nur sagen - deshalb hole ich momentan auch das nach, was ich eigentlich an der Uni hätte lernen und mir merken sollen.
Wen es interessiert: Gut fand ich dafür bislang Dieter Burdorfs "Einführung in die Gedichtanalyse" (unkonventionell, zeitgemäß & gut zu lesen); als Sammelband habe ich mir außerdem zugelegt "Das deutsche Gedicht" vom Großgermanisten Wulf Segebrecht (im Grunde schenken sich all diese Anthologien nicht viel, allerdings stimmt bei Segebrecht das Preis-Leistungs-Verhältnis: knapp 20 Euro für knapp 700 gebundene Seiten); empfehlenswert für den Überbau ist die "Geschichte der deutschen Lyrik vom Mittelalter bis zur Gegenwart" von Hinderer/Meid/Müller sowie die "Geschichte der deutschen Lyrik von Goethe bis zur Gegenwart - Ein Grundriss in Interpretationen" von Gerhard Kaiser, den ich sehr schätze wegen seines exzellenten, schlauen, wunderbar lesbaren Stils. Um einen Überblick über das aktuelle Geschehen zu bekommen, habe ich mir nicht nur die "bella triste" No. 17 zugelegt, sondern auch die wunderbare Anthologie "Lyrik von Jetzt!", die Jan Wagner und Björn Kuhligk herausgegeben haben, die im DuMont-Verlag erschienen ist und für sagenhafte 4,95 Euro zu erwerben ist - ein kleines, aber dickes & inhaltspralles Buch, das auf jeden Fall lohnt.
Man anerkenne also bitte: Ich habe den Vorwurf ernst genommen, kümmere mich drum und werde sehen, dass ich in Zukunft hier etwas mehr über Lyrik erzähle - auch weil´s mich selber brennend interessiert und jedes Gedicht tatsächlich wieder neu und schön und anders ist. Neben einzelnen Besprechungen & Empfehlungen, werde ich versuchen, Lyrik-Verlage vor- und Online-Dossiers zu einzelnen Autoren zusammenzustellen. Und nu: Danke für die Aufmerksamkeit!
Wen es interessiert: Gut fand ich dafür bislang Dieter Burdorfs "Einführung in die Gedichtanalyse" (unkonventionell, zeitgemäß & gut zu lesen); als Sammelband habe ich mir außerdem zugelegt "Das deutsche Gedicht" vom Großgermanisten Wulf Segebrecht (im Grunde schenken sich all diese Anthologien nicht viel, allerdings stimmt bei Segebrecht das Preis-Leistungs-Verhältnis: knapp 20 Euro für knapp 700 gebundene Seiten); empfehlenswert für den Überbau ist die "Geschichte der deutschen Lyrik vom Mittelalter bis zur Gegenwart" von Hinderer/Meid/Müller sowie die "Geschichte der deutschen Lyrik von Goethe bis zur Gegenwart - Ein Grundriss in Interpretationen" von Gerhard Kaiser, den ich sehr schätze wegen seines exzellenten, schlauen, wunderbar lesbaren Stils. Um einen Überblick über das aktuelle Geschehen zu bekommen, habe ich mir nicht nur die "bella triste" No. 17 zugelegt, sondern auch die wunderbare Anthologie "Lyrik von Jetzt!", die Jan Wagner und Björn Kuhligk herausgegeben haben, die im DuMont-Verlag erschienen ist und für sagenhafte 4,95 Euro zu erwerben ist - ein kleines, aber dickes & inhaltspralles Buch, das auf jeden Fall lohnt.
Man anerkenne also bitte: Ich habe den Vorwurf ernst genommen, kümmere mich drum und werde sehen, dass ich in Zukunft hier etwas mehr über Lyrik erzähle - auch weil´s mich selber brennend interessiert und jedes Gedicht tatsächlich wieder neu und schön und anders ist. Neben einzelnen Besprechungen & Empfehlungen, werde ich versuchen, Lyrik-Verlage vor- und Online-Dossiers zu einzelnen Autoren zusammenzustellen. Und nu: Danke für die Aufmerksamkeit!
Mittwoch, Juli 25, 2007
zweitens-literatur am mittwoch
die interessanten artikel
1. Für die Weltwoche spricht Peer Teuwsen mit Walter Kempowski - einfach schön!
2. In der taz fasst Falko Hennig die Geschichte von Kurt Wolff und seinem Verlag zusammen
der hörtipp
"Die Harzreise ist eine Riesenrumpelkammer", sagt Björn Kuligk, der sich mit seinem Lyrik-Kollegen Jan Wagner auf Heines Spuren begeben hat - Der Büchermarkt berichtet darüber (und über das neue Buch von Oswald Egger).
1. Für die Weltwoche spricht Peer Teuwsen mit Walter Kempowski - einfach schön!
2. In der taz fasst Falko Hennig die Geschichte von Kurt Wolff und seinem Verlag zusammen
der hörtipp
"Die Harzreise ist eine Riesenrumpelkammer", sagt Björn Kuligk, der sich mit seinem Lyrik-Kollegen Jan Wagner auf Heines Spuren begeben hat - Der Büchermarkt berichtet darüber (und über das neue Buch von Oswald Egger).
Donnerstag, Juli 12, 2007
breidenstein, braun & johnson - zum hören
Eben erst entdeckt: Auf der Webseite des Suhrkamp Verlags finden sich - wer weiß wie lange schon - ein paar Audiodateien von Features und Lesungen. Darunter nicht nur Marcus Braun liest aus "Armor" und Paul Brodowsky im Gespräch über "Die blinde Fotografin" und Ariane Breidenstein liest aus "Und nichts an mir ist freundlich", sondern vor allem: Uwe Johnson liest aus den "Jahrestagen", und das knappe zehn Minuten lang. "Was ich Ihnen vorlesen möchte, ist aus einem unveröffentlichten Buch, das auch nicht fertig ist." (Diese Stimme!)
Und hier geht´s zur Übersicht über die Lesungen & Features.
Und hier geht´s zur Übersicht über die Lesungen & Features.
Mittwoch, Juli 11, 2007
zweitens-literatur am mittwoch
die interessanten artikel
1. Diedrich Diederichsen bespricht Kerstin Grethers "Zungenkuss" - und belässt es natürlich nicht dabei: "Pop ist immer Enttäuschung" lautet die Überschrift, "Und das ist auch gut so", beginnt die Unterzeile.
2. Jörg Sundermeier (seines Zeichens auch Verbrecher-Verleger) lässt zehn Jahre Literaturkritikerdasein Revue passieren und weiß also einiges über den heutigen Buchmarkt zu erzählen.
3. Hubert Spiegel moniert: "Wie Verlage die Konkurrenz im eigenen Haus inszenieren".
der schöne text
Der dritte Kapitel von Elfriede Jelineks Internetroman "Neid" ist online. (Zu finden unter dem Menüpunkt "Aktuelles".)
der erste satz
Vor etwa hundert Jahren hätte an dieser Stelle der Erzähler im Stummfilmkino dem Mann (oder der Frau) am Klavier einen Wink gegeben.
Aus Helmut Kraussers "Kartongeschichte", erschienen im Marebuch-Verlag: Über vier Menschen, die man nicht gerade im sozialen Oberfeld ansiedeln würden; über Homosexualität; und vor allem über das Erzählen: wie das gehen könnte, wie das Spaß bereitet, wie das sich selbst ad absurdum führt.
der hörtipp
Der aktuelle "Büchermarkt" des Deutschlandradios: über 30 Jahre "Schreibheft" und Thomas Melles grandioses Debut "Raumforderung".
1. Diedrich Diederichsen bespricht Kerstin Grethers "Zungenkuss" - und belässt es natürlich nicht dabei: "Pop ist immer Enttäuschung" lautet die Überschrift, "Und das ist auch gut so", beginnt die Unterzeile.
2. Jörg Sundermeier (seines Zeichens auch Verbrecher-Verleger) lässt zehn Jahre Literaturkritikerdasein Revue passieren und weiß also einiges über den heutigen Buchmarkt zu erzählen.
3. Hubert Spiegel moniert: "Wie Verlage die Konkurrenz im eigenen Haus inszenieren".
der schöne text
Der dritte Kapitel von Elfriede Jelineks Internetroman "Neid" ist online. (Zu finden unter dem Menüpunkt "Aktuelles".)
der erste satz
Vor etwa hundert Jahren hätte an dieser Stelle der Erzähler im Stummfilmkino dem Mann (oder der Frau) am Klavier einen Wink gegeben.
Aus Helmut Kraussers "Kartongeschichte", erschienen im Marebuch-Verlag: Über vier Menschen, die man nicht gerade im sozialen Oberfeld ansiedeln würden; über Homosexualität; und vor allem über das Erzählen: wie das gehen könnte, wie das Spaß bereitet, wie das sich selbst ad absurdum führt.
der hörtipp
Der aktuelle "Büchermarkt" des Deutschlandradios: über 30 Jahre "Schreibheft" und Thomas Melles grandioses Debut "Raumforderung".
Montag, Juli 09, 2007
zweitens-literatur am montag
die interessanten artikel
1. Unbedingt nachtragen muss man an dieser Stelle das Jörg-Fauser-Dossier des österreichischen Standard, das nicht nur ein Porträt und einen Text über sein journalistisches Schaffen ("Vom Arsch der Welt") und ein Interview mit dem Fauser-Gesamtwerk-Verleger Alexander Wewerka, sondern vor allem einen Essay von Jörg Fauser über Joseph Roth enthält.
2. In der Sunday Book Review der New York Times bespricht John Irving "Peeling the Onion" von Günter Grass.
3. In der NZZ schreibt der grandiose Paul Jandl über Klaus Hoffer, den "Schriftsteller, der schon früh den perfekten Roman geschrieben hat und seither mit diesem Schicksal hadert."
4. Für das Magazin des Schweizer Tagesanzeigers hat Sacha Verna den Autor Richard Ford besucht: "Wer die Menschen verstehen will, sollte Geschichten von Richard Ford lesen. Oder dieses Interview."
der schöne text
Der Bachmannwettbewerbsbeitrag von Michael Stavaric: "Böses Spiel".
der erste satz
Jetzt noch, kurz vor Mitternacht nämlich, lächelte Lüßl auf eine ganz und gar nicht einnehmende Art und Weise vor sich hin.
Aus dem wunderbaren Roman "Heilig Blut" von Gisela Elsner, die von ihrem Sohn Oskar Roehler vor ein paar Jahren in dem Film "Die Unberührbare" porträtiert wurde. "Heilig Blut" ist ein bitterböses Buch über deutsche Abgründe, über Jagdausflüge und Altnazis, erschienen ist es im Berliner Verbrecher Verlag; eine schöne Rezension findet sich beim Deutschlandradio.
der hörtipp
Die neue Folge von "Buch heute" ist da - sie handelt diesmal von "Bewerbung mit Erfolg": "Junge, unbekannte Schriftsteller haben es nicht leicht, einen Verlag zu finden. Die Literaturagentur Puls-Puls und ihre unkonventionellen Methoden." Zitat: "Wir machen den Gegnern des Manuskripts unmissverständlich klar, dass sie sich positiv damit auseinandersetzen sollen..."
1. Unbedingt nachtragen muss man an dieser Stelle das Jörg-Fauser-Dossier des österreichischen Standard, das nicht nur ein Porträt und einen Text über sein journalistisches Schaffen ("Vom Arsch der Welt") und ein Interview mit dem Fauser-Gesamtwerk-Verleger Alexander Wewerka, sondern vor allem einen Essay von Jörg Fauser über Joseph Roth enthält.
2. In der Sunday Book Review der New York Times bespricht John Irving "Peeling the Onion" von Günter Grass.
3. In der NZZ schreibt der grandiose Paul Jandl über Klaus Hoffer, den "Schriftsteller, der schon früh den perfekten Roman geschrieben hat und seither mit diesem Schicksal hadert."
4. Für das Magazin des Schweizer Tagesanzeigers hat Sacha Verna den Autor Richard Ford besucht: "Wer die Menschen verstehen will, sollte Geschichten von Richard Ford lesen. Oder dieses Interview."
der schöne text
Der Bachmannwettbewerbsbeitrag von Michael Stavaric: "Böses Spiel".
der erste satz
Jetzt noch, kurz vor Mitternacht nämlich, lächelte Lüßl auf eine ganz und gar nicht einnehmende Art und Weise vor sich hin.
Aus dem wunderbaren Roman "Heilig Blut" von Gisela Elsner, die von ihrem Sohn Oskar Roehler vor ein paar Jahren in dem Film "Die Unberührbare" porträtiert wurde. "Heilig Blut" ist ein bitterböses Buch über deutsche Abgründe, über Jagdausflüge und Altnazis, erschienen ist es im Berliner Verbrecher Verlag; eine schöne Rezension findet sich beim Deutschlandradio.
der hörtipp
Die neue Folge von "Buch heute" ist da - sie handelt diesmal von "Bewerbung mit Erfolg": "Junge, unbekannte Schriftsteller haben es nicht leicht, einen Verlag zu finden. Die Literaturagentur Puls-Puls und ihre unkonventionellen Methoden." Zitat: "Wir machen den Gegnern des Manuskripts unmissverständlich klar, dass sie sich positiv damit auseinandersetzen sollen..."
Donnerstag, Juli 05, 2007
zweitens-literatur am donnerstag
die interessanten artikel
1. Vom Leben, Schreiben und Sterben des Jörg Fauser erzählt die Neue Zürcher Zeitung
2. Über zwei Comic-Neuerscheinungen jubelt die FAZ
3. Über die Angst der englischen Buchhändler vor dem letzten Harry-Potter-Band berichtet ebenfalls die FAZ
der schöne text
Das Gedicht “wejherowo" von Jan Wagner in der aktuellen Ausgabe des [poet]mag des poetenladens
der erste satz
Stromabwärts von Wien, aber noch lange vor Budapest, durchfließt die Donau ein weites Gebiet aus nichts als Verlassenheit uns Ödnis, in dem sich das Hauptbett des Flusses in unzählige, nach allen Richtungen sich teilende Nebenarme verliert und das angrenzende Land auf viele Meilen hinaus nur aus Sümpfen besteht, überwuchert von einem unüberschaubaren Meer verkrüppelter Weidenbüsche.
Aus Algernon Blackwoods Schauererzählung "Die Weiden" von 1907, die die Kanufahrt zweier Männer donauabwärts erzählt: In den Sümpfen kampieren die beiden auf einer Insel, die Natur zeigt sich von ihrer unheimlichsten und bedrohlichsten Seite – die Weiden rücken näher, das Schlagen eines Gongs duchdringt die Luft, bald fehlt ein Paddel und hat das Boot einen Riss. In der Neuausgabe dieser Erzählung im Verlag Heinrich & Hahn (Ton an! Es zwitschert…) ist auch Blackwoods nüchterner Reisebericht „Eine Kanufahrt auf der Donau“ enthalten – der Moment, dem die vorangehende Erzählung entsprungen ist, ist kaum auszumachen: So also entsteht Literatur.
(Ich habe das Buch für die Berliner Zeitung besprochen - wen´s interessiert: bitte hier entlang!)
der hörtipp
Das Deutschlandradio hat den Bachmannpreisträger Lutz Seiler eben darüber interviewt. Seine Gedichte kann man sich auf lyrikline.org vorlesen lassen.
1. Vom Leben, Schreiben und Sterben des Jörg Fauser erzählt die Neue Zürcher Zeitung
2. Über zwei Comic-Neuerscheinungen jubelt die FAZ
3. Über die Angst der englischen Buchhändler vor dem letzten Harry-Potter-Band berichtet ebenfalls die FAZ
der schöne text
Das Gedicht “wejherowo" von Jan Wagner in der aktuellen Ausgabe des [poet]mag des poetenladens
der erste satz
Stromabwärts von Wien, aber noch lange vor Budapest, durchfließt die Donau ein weites Gebiet aus nichts als Verlassenheit uns Ödnis, in dem sich das Hauptbett des Flusses in unzählige, nach allen Richtungen sich teilende Nebenarme verliert und das angrenzende Land auf viele Meilen hinaus nur aus Sümpfen besteht, überwuchert von einem unüberschaubaren Meer verkrüppelter Weidenbüsche.
Aus Algernon Blackwoods Schauererzählung "Die Weiden" von 1907, die die Kanufahrt zweier Männer donauabwärts erzählt: In den Sümpfen kampieren die beiden auf einer Insel, die Natur zeigt sich von ihrer unheimlichsten und bedrohlichsten Seite – die Weiden rücken näher, das Schlagen eines Gongs duchdringt die Luft, bald fehlt ein Paddel und hat das Boot einen Riss. In der Neuausgabe dieser Erzählung im Verlag Heinrich & Hahn (Ton an! Es zwitschert…) ist auch Blackwoods nüchterner Reisebericht „Eine Kanufahrt auf der Donau“ enthalten – der Moment, dem die vorangehende Erzählung entsprungen ist, ist kaum auszumachen: So also entsteht Literatur.
(Ich habe das Buch für die Berliner Zeitung besprochen - wen´s interessiert: bitte hier entlang!)
der hörtipp
Das Deutschlandradio hat den Bachmannpreisträger Lutz Seiler eben darüber interviewt. Seine Gedichte kann man sich auf lyrikline.org vorlesen lassen.
Mittwoch, Juli 04, 2007
superhero in finnland gelandet
Eben bekomme ich ein Mail von Johnny Amore: "Es ist vollbracht! Trotz einiger Hindernisse, hürdenhaft übersprungen, ist der *Superhero in Suomi gelandet. Er braucht auch weiterhin Eure Unterstützung! Wir können es nur gemeinsam schaffen!!" Recht hat er: Hier also geht´s zum Blog des *Superheros.
Mittwoch, Juni 27, 2007
Lesen! Einmal schlecht und einmal gut
Dass in Deutschland (und vielleicht auch anderswo) zu wenig gelesen wird, darüber scheint man sich hierzulande ja einig. Darüber, was man dagegen tun könnte, allerdings nicht. Ein wunderbarer Fehlschlag in Sachen Lese-Animierung ist die jüngste Aktion „Schock´ deine Eltern, lies ein Buch!“, die die Mayersche Buchhandlung, der Buch Verlag Kempen und das Verlagshaus Patmos nun in ganz Nordrhein-Westfalen gestartet haben. Ein Fehlschlag nicht nur, weil sie allen Teilnehmern zu diesem Zweck ein Bilderbuch (sic!) zur Verfügung stellen, sondern vor allem, weil sich die Aktion an Erst- und Zweitklässler richtet. Die man auf jeden Fall für ziemlich dämliche Möchtegern-Provokanten halten muss, wenn man sich so einen Slogan ausdenkt. Wenn man sich da mal nicht im Ton vergriffen hat.
Ganz anders und richtig schön ist der Imperativ „Poesie in die Stadt!“: Eine Aktion der deutschen Literaturhäuser, die – im Gegensatz zu Obigen – ihre aktuellen wie zukünftigen Kunden ernst nimmt. „Poesie in die Stadt!“ gab es erstmals im Jahr 2003, da luden sieben deutschsprachige Dichter je einen fremdsprachigen ein und stellten sie uns vor. In diesem Jahr kommt nun die Jugend zu Wort, in allen teilnehmenden Städten werden Gedichte von 11- 19-Jährigen – teils Wettbewerbsbeiträge, teils in Werkstätten entstanden – großformatig plakatiert, und ein Begleitprogramm gibt´s natürlich auch dazu. Und das klingt wirklich gut: „gestern hatte mich/die welt kurz verschluckt/und als das Gras wieder/auf meinen Füßen/wuchs/war klar/wer wie mit wem/und dass///die Sonne/bis in den Abend.“ Andreas Klemm ist der Autor, und das ist nur einer von mehreren, dessen Werke nicht nur in die Stadt getragen werden, sondern auch durchs Netz reisen sollen: Auf arte.tv kann man die Gedichte der Nachwuchsdichter als E-Cards verschicken. Ich mache das zwar nie. Aber schön und erwähnenswert finde ich´s trotzdem.
Ganz anders und richtig schön ist der Imperativ „Poesie in die Stadt!“: Eine Aktion der deutschen Literaturhäuser, die – im Gegensatz zu Obigen – ihre aktuellen wie zukünftigen Kunden ernst nimmt. „Poesie in die Stadt!“ gab es erstmals im Jahr 2003, da luden sieben deutschsprachige Dichter je einen fremdsprachigen ein und stellten sie uns vor. In diesem Jahr kommt nun die Jugend zu Wort, in allen teilnehmenden Städten werden Gedichte von 11- 19-Jährigen – teils Wettbewerbsbeiträge, teils in Werkstätten entstanden – großformatig plakatiert, und ein Begleitprogramm gibt´s natürlich auch dazu. Und das klingt wirklich gut: „gestern hatte mich/die welt kurz verschluckt/und als das Gras wieder/auf meinen Füßen/wuchs/war klar/wer wie mit wem/und dass///die Sonne/bis in den Abend.“ Andreas Klemm ist der Autor, und das ist nur einer von mehreren, dessen Werke nicht nur in die Stadt getragen werden, sondern auch durchs Netz reisen sollen: Auf arte.tv kann man die Gedichte der Nachwuchsdichter als E-Cards verschicken. Ich mache das zwar nie. Aber schön und erwähnenswert finde ich´s trotzdem.
Sonntag, Juni 24, 2007
jonathan lethem: the promiscuous materials
in seinem jüngsten roman "du liebst mich, du liebst mich nicht" (tropen verlag) erzählt der autor jonatham lethem wie immer eine irrwitzige geschichte (diesmal mit einer nörgel-hotline und einem depressiven känguruh), im zentrum der geschichte steht jedoch die tatsächlich ja recht brisante frage ums urheberrecht in digitalen zeiten. und lethem meint die sache ziemlich ernst, er nennt das "the promiscuous materials project": auf seiner website findet sich eine auswahl seiner geschichten und songtexte, mit dem hinweis "Feel free to adapt or revise them in any way, in full or in part." (und auch schön: unter den faqs findet man die faq "Did anyone really ask these 'frequently asked questions', or did you just make them up yourself?")
doch worauf ich eigentlich hinauswollte: in der zeitschrift literaturen und frei online gibt es lethems text "autoren aller länder, plagiiert euch!" zu lesen. und auf youtube ein gespräch darüber zu sehen und zu hören.
doch worauf ich eigentlich hinauswollte: in der zeitschrift literaturen und frei online gibt es lethems text "autoren aller länder, plagiiert euch!" zu lesen. und auf youtube ein gespräch darüber zu sehen und zu hören.
noch mehr literatur im netz
andreas heidtmann vom poetenladen (der hier sträflicherweise noch nicht in der blogroll ist!) macht sich in seinem text "lesung vor keinem publikum" gedanken über literatur-websites, genauer gesagt: darüber, dass die instituionellen (literaturport, literaturportal) so wenig zulauf haben und die privaten so viel. ich finde seine schlussfolgerungen nicht ganz richtig bzw. etwas schnellschussig, aber der gedanke ist es doch wert, erwähnt zu werden. außerdem hat er mich auf das magazin lauter niemand aufmerksam gemacht, dass ich auch schnellstens in meine empfehlungen aufnehmen muss, weil´s sehr gefällt: entgegen dem namen findet man dort die werke von doch eingermaßen bekannten autoren - aber eben auch unbekannte. leider kann man nur in den alten ausgaben stöbern, da die werke der aktuellen nummer 7 (noch?) nicht frei online sind.
Donnerstag, Juni 21, 2007
vorschau herbst 2007
im aktuellen börsenblatt gibt der literaturkritiker jörg magenau einen überblick über die neuerscheinungen im herbst (pdf). das ist zwar auf den ersten blick ganz schön, auf den zweiten ist jedoch nicht zu übersehen, dass magenau sich für diesen seinen artikel desöfteren der pressetexte der verlage bedient hat. und das ist dann wieder nicht so schön. klar: magenau kann die bücher, die er hier vorstellt, natürlich nicht alle gelesen haben. aber vielleicht sollte man dann auch nicht drüber reden?
Dienstag, Juni 19, 2007
die zeit interviewt walser & grass
man hätte es wissen müssen: was die faz dem zeit-interview mit martin walser und günter grass vorab entnommen hatte (s.u.), diente nur dem basteln einer hübschen headline und ist ansonsten eher nebensächlich (da hoffte man wohl wieder einmal auf einen "journalistischen erstschlag"). tatsächlich nämlich ist das ganz und gar kein reißerisches, sondern eben ein ehrliches und so schönes wie interessantes wie unterhaltsames gespräch zweier alt-autoren und zweier literaturkritiker.
besser spät als gar nie
bereits im frühjahr ist die wunderbare anthologie “pop seit 1964“ bei kiwi erschienen, hat über 400 seiten, kostet dafür aber nur glatte 15 euro. „pop und literatur – wann immer die beiden aufeinander treffen, knallt es“, beginnt das vorwort der beiden herausgeber eckhard schumacher und kerstin gleba. der band versammelt (wie der titel bereits zart andeutet…) nicht nur die üblichen verdächtigen der neunziger jahre – stuckrad-barre, lottmann und so weiter – sondern vor allem in den frühen jahren so diverse gestalten wie handke, jelinek und fauser, aber natürlich auch fichte, artmann, glaser, dath & meinecke. ein wirklich gute und beeindruckende tat von gleba und schumacher - weil eben nicht nur die einzelnen autoren zur sprache kommen, sondern zudem die hin-und-hers zwischen ihnen lesbar werden. hier geht´s zu einer kritik der taz, hier zu einem podcast der deutschen welle über das buch. wer dann noch nicht genug hat, möge sich den anlässlich des buches enstandenen blogger-sind-auch-popper-text der netzeitung zu gemüte führen.
und wer´s noch rechtzeitig liest: heute abend um acht unterhält sich schumacher im münchner literaturhaus mit moritz von uslar und thomas meinecke über pop, und die kammerspiele- und „shoppen“-schauspielerin anna böger liest zwischendrin auszüge aus „pop seit 1964“.
und wer´s noch rechtzeitig liest: heute abend um acht unterhält sich schumacher im münchner literaturhaus mit moritz von uslar und thomas meinecke über pop, und die kammerspiele- und „shoppen“-schauspielerin anna böger liest zwischendrin auszüge aus „pop seit 1964“.
Donnerstag, Juni 14, 2007
reza & sarkozy
yasmina reza schreibt ein buch über nicolas sarkozy, berichtet heute die neue zürcher zeitung. ich halte reza ja eher für die französische antwort auf jon fosse: viele worte um kein thema... für sarkozy also vielleicht ganz passend?
wer mehr über reza erfahren will, kann sich hier (wiki) und hier (bio & kritiken, englisch & französisch) informieren.
nachtrag um elf abends: der stern hat - wie es sich für den stern gehört - ein enthüllendes bild und eine ebensolche bildunterschrift dazu.
wer mehr über reza erfahren will, kann sich hier (wiki) und hier (bio & kritiken, englisch & französisch) informieren.
nachtrag um elf abends: der stern hat - wie es sich für den stern gehört - ein enthüllendes bild und eine ebensolche bildunterschrift dazu.
Mittwoch, Juni 13, 2007
dumm & unverschämt versus alt & eklig
ich wusste gar nicht, dass die beiden eine freundschaft verbindet - aber ohnehin tut das nichts zur sache. immerhin ließen sich der günter grass und der martin walser nun gemeinsam von der zeit interviewen (wie die faz berichtet) und nahmen dabei - in sachen elke heidenreich - kein blatt vor den mund. grass spricht von "dummheit und unverschämtheit", walser geriert sich nicht minder getroffen. erzürnt scheinen die beiden wegen heidenreichs ausspruch, die arbeiten der beiden seien "ekelhafte altmännerliteratur". ich mag die heidenreich und ihr "lesen!" ebenfalls nicht, weil der titel schlichtweg eine lüge ist, ihre sendung richtet sich tatsächlich vor allem an nicht-literarisch-interessierte, sondern herzschmerz-buchstaben-konsumenten, i.e. eric-emmanuel-schmitt- und paul-coelho-fans. mit "altmännerliteratur" trifft sie die sache allerdings durchaus auf den punkt (ist ja per se auch nix schlechtes bei). und ja: manchmal kann man das schon ein bisschen eklig finden. "tod eines kritikers" z.b. - brrr...
Montag, Juni 11, 2007
nichts als die wahrheit...
... entlockt der moderator jakob schiefer seinen gesprächspartnern in der zehnminütigen radio-talk-show "buch heute". zum beispiel: dass man, um hörspielsprecher zu werden, erst einmal auf partys, in soaps und neben wichtigen leuten zu erscheinen hat. oder: dass im kommenden jahr nur ein einziges buch in deutschland erscheinen wird. ein witz? ja, aber ein wunderbarer! wer´s nicht glauben will, soll hören: das gespräch mit der "hörbuch-päpstin anna-maria sterkowski-bahlsen" gibt´s hier, den durchschnittsroman erläutert dr. menzel, seines zeichens vorsitzender der "börsengemenschaft literatur ag", hier. und da die projekt-übersicht plus vorschau auf die kommenden großen taten & themen.
franziska gerstenberg: solche geschenke
nicht mein buch. ganz und gar nicht. deswegen liegt es seit viel zu vielen wochen schon vorwurfsvoll auf dem schreibtisch: die liebe sabine vogel von der berliner zeitung wartet auf eine besprechung davon. und mir graut´s. weil die gerstenberg zwar gar nicht schlecht schreiben kann, aber wie fast alle ihre leipziger kommilitonen schwer an diesem pathos trägt, das aus nichts anderem als heißer luft besteht. diese sie-sah-sie-dachte-sie-tat-literatur geht mir langsam wirklich auf die nerven, was denken die sich eigentlich dabei? denken die sich überhaupt etwas dabei? was wollen die erzählen? ich kapier´s nicht. zudem erinnert mich das andauernd an nenas hübsch naives "hast du etwas zeit für mich, dann singe ich ein lied für dich", aber das waren eben die 80er, da war das noch ok! gerstenberg jedenfalls hat - "solche geschenke" besteht aus 14 luftballons - nicht allzuviel zu erzählen, sondern faktiziert stattdessen bedeutungsschwanger durch die gegend. wohl in der hoffnung, dass sich die leser in dieser feier des ach-so-lakonischen (dies wort gehört ohnehin verboten) wiedererkennen, weil sie ebenfalls seit jahren in dem wissen leben, dass sie viel 'tiefer' sind und fühlen, als die welt es ihnen zugesteht und ihr umfeld es je ahnen würde. dass just das der größte beschiss seit der erfindung des subjekts ist, übersieht franziska gerstenberg völlig. deswegen gefällt mir das nicht. und deswegen stand drei wochen gar nix in dem gerstenberg.doc, seit zwei wochen steht da immerhin der erste absatz - den ich auch ganz gerne mag - doch nun sitze ich wieder dumm davor. to be continued ist wohl nur ein anderer begriff für den writers block.
schwere vorwürfe, schmutzige wäsche
in die "aufzeichnungen, die dem durcheinander in meinem kopf entsprechen" von franz schuh namens "schwere vorwürfe, schmutzige wäsche" kann man hier hineinhören - vom autor selbst gelesen natürlich.
Montag, Juni 04, 2007
empfehlung am rande
wer es irgendwie schafft, sollte sich am mittwoch, den 13.6., sigrid behrens anhören, wenn sie in der münchner seidlvilla aus ihrem buch "diskrete momente" liest. behrens porträtiert darin die bewohner eines mietshauses, indem sie sie anspricht, in ihre köpfe dringt, gleichsam zwiegespräche mit deren bewusstsein führt. zudem gehört sigrid behrens zu den autoren, die das lesen sehr eindrucksvoll beherrschen. und wer mir jetzt nicht glaubt: hanser hat sowohl eine leseprobe (pdf) als auch eine hörprobe (mp3) online gestellt. zwei kurze rezension des buches finden sich zudem hier (taz) und hier (nzz)
Samstag, Juni 02, 2007
bachmannpreis-wettbewerbs-kandidaten
etwas verspätet, aber offenbar doch noch nicht ganz durchgedrungen (oder interessiert das gar niemanden?): die 18 kandidaten für das 31. klagenfurter wettlesen stehen fest. sie heißen: jörg albrecht, martin becker, christian bernhardt, jan böttcher, andrea grill, björn kern, peterlicht, jagoda marinic, milena oda, kurt oesterle, ronald reng, silke scheuermann, fridolin schley, jochen schmidt, lutz seiler, thomas stangl, michael stavaric und dieter zwicky. ja, richtig gelesen: nur vier frauen sind diesmal dabei, eine tatsächlich mehr als miese quote (nicht einmal 25%!).
ein teil dieser autorInnen ist mir zugegebenermaßen überhaupt kein begriff, andere dagegen verehre ich sehr, dass ich gar nicht weiß, für wen ich da die daumen drücken soll. hilft ja ohnehin meist nix...
dennoch: meine persönlichen favoriten sind thomas stangl und michael stavaric, und die kann ich getrost so nebeneinander stellen, denn die machen tatsächlich völlig unterschiedliche sachen. die beiden wunderbaren stavaric-romane "stillborn" und "terminifera" habe ich für die berliner zeitung besprochen, hier "stillborn", hier "terminifera". meine kritik von stangls neuestem werk "ihre musik" hat die stuttgarter zeitung leider nicht auf ihrer seite - zum glück habe ich sie ja hier bereits gepostet. schwer beeindruckt hat mich auch stangls erstling "der einzige ort", der die reisen zweier entdecker des 19. jahrhunderts nach timbuktu ineinander schneidet (mit dem bewusstsein und seinen fehlenden rändern hat er´s ohnehin) - selten hält man so ein buch in händen, das man gar nicht langsam genug lesen kann.
von einigen der anderen autoren kann man auch ein wenig online lesen oder zumindest etwas mehr über sie erfahren, deswegen hier die entsprechenden links zu jörg albrechts schöner seite fotofixautomat, zu christian bernhardts seite, auf der man auch etwas anhören kann; dann zu peterlichts homepage und einem porträt von ihm bei laut.de; hier wiederum geht´s zu milena oda und hier zu kurt oesterle. dann kann man noch jochen schmidts wunderbares blog schmidt liest proust nachlesen (mittlerweile ist er damit fertig) oder seine seite bei der chaussee der enthusiasten besuchen, deren mitbegründer schmidt ist.
bestimmt findet sich auch zu den anderen autoren einiges im netz, das werde ich in den nächsten tagenoderwochen nachtragen, da dieser post nun ohnehin schon lang genug andauert. bis dahin, fürs erste und weitere sei die autorenliste auf der bachmannpreissite empfohlen.
ein teil dieser autorInnen ist mir zugegebenermaßen überhaupt kein begriff, andere dagegen verehre ich sehr, dass ich gar nicht weiß, für wen ich da die daumen drücken soll. hilft ja ohnehin meist nix...
dennoch: meine persönlichen favoriten sind thomas stangl und michael stavaric, und die kann ich getrost so nebeneinander stellen, denn die machen tatsächlich völlig unterschiedliche sachen. die beiden wunderbaren stavaric-romane "stillborn" und "terminifera" habe ich für die berliner zeitung besprochen, hier "stillborn", hier "terminifera". meine kritik von stangls neuestem werk "ihre musik" hat die stuttgarter zeitung leider nicht auf ihrer seite - zum glück habe ich sie ja hier bereits gepostet. schwer beeindruckt hat mich auch stangls erstling "der einzige ort", der die reisen zweier entdecker des 19. jahrhunderts nach timbuktu ineinander schneidet (mit dem bewusstsein und seinen fehlenden rändern hat er´s ohnehin) - selten hält man so ein buch in händen, das man gar nicht langsam genug lesen kann.
von einigen der anderen autoren kann man auch ein wenig online lesen oder zumindest etwas mehr über sie erfahren, deswegen hier die entsprechenden links zu jörg albrechts schöner seite fotofixautomat, zu christian bernhardts seite, auf der man auch etwas anhören kann; dann zu peterlichts homepage und einem porträt von ihm bei laut.de; hier wiederum geht´s zu milena oda und hier zu kurt oesterle. dann kann man noch jochen schmidts wunderbares blog schmidt liest proust nachlesen (mittlerweile ist er damit fertig) oder seine seite bei der chaussee der enthusiasten besuchen, deren mitbegründer schmidt ist.
bestimmt findet sich auch zu den anderen autoren einiges im netz, das werde ich in den nächsten tagenoderwochen nachtragen, da dieser post nun ohnehin schon lang genug andauert. bis dahin, fürs erste und weitere sei die autorenliste auf der bachmannpreissite empfohlen.
Donnerstag, Mai 31, 2007
thomas melle: raumforderung
nur ein kurzer hinweis in eigener sache: in der berliner zeitung ist heute meine kritik des erzählbandes "raumforderung" von thomas melle erschienen - ein mehr als bermerkenswertes buch. kritik lesen!
Dienstag, Mai 29, 2007
So.
So. Nun hat sich hier also seit über vier Monaten nichts mehr getan, und das lag vor allem daran, dass ich viel zu tun hatte, nicht nur in meinem ordentlichen beruf, sondern auch beim zweitens-magazin, das aus eben genannten gründen nicht recht vorwärts kommt, mittlerweile aber immerhin ein blog betreibt, das hiermit natürlich allen lesern empfohlen sei. da ich dort über die medienthemen, die mir unterkommen, schreibe, wird sich dieser blog hier von nun an ausschließlich um literatur drehen. um verlage, um bücher, um literarische ereignisse, um netzprojekte, die es wert sind, das die menschen davon erfahren. dabei wird manches altbekannte dabei sein und manches unbekannte - eben allerlei und alles, was mir erwähnenswert erscheint. auch die blogroll hat sich im zuge dieses relaunchs geändert. ich hoffe, es gefällt.
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